Wirtschaft: Wirtschaftliche Grundfragen

Wirtschaft: Wirtschaftliche Grundfragen
Wirtschaft: Wirtschaftliche Grundfragen
 
Der Mensch hat eine Vielzahl an Bedürfnissen. Er benötigt Nahrungsmittel, Wohnung und medizinische Versorgung, um zu überleben. Neben diesen primären Bedürfnissen gibt es aber auch sekundäre Bedürfnisse, etwa nach Unterhaltung oder Bildung. Die Güter, die zur Befriedigung dieser Bedürfnisse zur Verfügung stehen, sind knapp. Diese Knappheit der Ressourcen ist das grundsätzliche Ausgangsproblem, mit dem sich die Volkswirtschaftslehre beschäftigt. Angesichts der Knappheit muss eine Gesellschaft folgende drei wirtschaftlichen Grundfragen beantworten: Welche Güter werden produziert? Wie wird produziert? Für wen wird produziert?
 
 Welche Güter werden produziert?
 
Unter einem Gut kann ganz allgemein jedes Mittel verstanden werden, das geeignet ist, menschliche Bedürfnisse zu befriedigen. Zu diesen Gütern zählen daher nicht allein materielle Gegenstände wie etwa Lebensmittel oder Kleidung, sondern auch Dienstleistungen wie etwa ein Haarschnitt oder eine Theateraufführung. Weiterhin kann man zwischen freien und knappen Gütern unterscheiden. Für freie Güter, die jedem in unbegrenztem Maße zur Verfügung stehen, stellt sich das grundlegende ökonomische Problem der Knappheit nicht. Dies gilt etwa für den Sand in der Wüste. Allerdings werden freie Güter immer seltener: Auch die Güter saubere Luft, unbelastetes Wasser und unberührte Natur, die in vergangenen Jahrhunderten praktisch noch frei waren, sind angesichts des fortschreitenden Bevölkerungswachstums und der Umweltprobleme mehr und mehr zu knappen Gütern geworden. Die Ressourcen, die zur Güterproduktion zur Verfügung stehen - die Produktionsfaktoren - sind begrenzt.
 
Daher muss entschieden werden, welche Güter in welchen Mengen produziert werden. Dabei herrscht Verwendungskonkurrenz: Werden mehr Produktionsfaktoren in die Produktion von Autos gelenkt, dann stehen weniger Faktoren etwa für die Produktion von Häusern zur Verfügung.
 
 Wie wird produziert?
 
Ein und dasselbe Gut kann auf verschiedene Art und Weise produziert werden. Die Produktionsweisen haben sich im Laufe der industriellen Entwicklung stark verändert. War etwa die Produktion eines Autos in den Frühzeiten der Automobilgeschichte das Werk vieler Arbeiter (arbeitsintensive Produktionsweise), so hat heute oftmals der Industrieroboter und damit der Faktor Kapital die Arbeit menschlicher Hände ersetzt (kapitalintensive Produktionsweise).
 
 Für wen wird produziert?
 
Ist in einer Volkswirtschaft entschieden, welche Güter auf welche Weise produziert werden, dann stellt sich immer noch eine entscheidende weitere Frage: Welche Menschen dürfen die produzierten Güter konsumieren, das heißt ihre Bedürfnisse mithilfe dieser Güter befriedigen?
 
Hier wird die Unterscheidung zwischen privaten und öffentlichen Gütern wichtig. Öffentliche Güter wie etwa Dämme zum Schutz gegen Überflutung kommen allen Menschen der betreffenden Region zugute.
 
Bei privaten Gütern wie etwa einer Banane stellt sich hingegen das Problem der Rivalität: Wenn der eine Konsument die Banane isst, dann steht dieses konkrete Gut dem anderen Konsumenten definitiv nicht mehr zur Verfügung.
 
 Grundsätzliche Koordinationsmechanismen
 
In der Wirtschaftsgeschichte hat es ganz unterschiedliche Versuche gegeben, die Antworten auf die drei Grundfragen der Volkswirtschaftslehre zu geben. In der Zentralverwaltungswirtschaft sowjetischer Prägung war es die zentrale Planungsbehörde, die darüber entschied, welche Güter auf welche Weise produziert wurden. In diesem Modell hat außerdem vorrangig der zentrale Staat die Frage nach der Verteilung der Güter durch die Festlegung der Einkommen der Bürger entschieden.
 
In einer marktwirtschaftlichen Ordnung wird die Beantwortung der ersten beiden Fragen hingegen vorrangig dezentralen Entscheidungsprozessen, die über Marktpreise gesteuert werden, überlassen. Haushalte entscheiden aufgrund ihrer Vermögens- und Einkommensverhältnisse eigenverantwortlich darüber, welche Güter sie konsumieren und wie viel Arbeitskraft sie gegen Entlohnung für die Produktion von Gütern zur Verfügung stellen. Unternehmen entscheiden vor dem Hintergrund ihrer Absatzmöglichkeiten und der verfügbaren Produktionsfaktoren und deren Kosten autonom darüber, welche Güter auf welche Weise produziert werden.
 
Der Staat greift allerdings auch in den marktwirtschaftlichen Ordnungen westlicher Prägung mehr oder minder massiv in die Beantwortung der dritten Frage ein: Durch Umverteilung im Rahmen der Besteuerung und der Sozialversicherungen soll beispielsweise sichergestellt werden, dass auch Haushalte, die etwa aufgrund von Krankheit oder Alter keine Arbeitskraft anbieten können, jene Güter konsumieren können, die zur Sicherung des Existenzminimums notwendig sind.

Universal-Lexikon. 2012.

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